Es war einmal vor langer Zeit ...
Jeder Ort hat seine eigene Geschichte zu erzählen, mag sie noch so klein sein. Und wie jede Geschichte hat auch die von Somerton irgendwo seinen Anfang gehabt.

1843 erreichen die ersten Siedler das Gebiet entlang des Silver Creek, einem gewundenen, klaren Fluss, der von den Appalachen-Ausläufern gespeist wird. Es sind einfache Leute – Holzfäller, Trapper und eine Handvoll Farmerfamilien aus Georgia und Tennessee. Sie errichten kleine Hütten, eine Scheune und einen provisorischen Handelsposten.
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Zwei Jahre später, im Jahr 1845, errichtet ein Mann namens Ezekiel Somer – ein Veteran des Kriegs von 1812 – als Erster eine dauerhafte Struktur an diesem Ort: eine Mühle am Fluss. Die Siedlung wächst um diese Mühle, und bald nennt man den Ort Somer’s Town, später verkürzt zu Somerton.

In den 1850er Jahren erreicht der Wohlstand der Südstaaten Somerton: Baumwollplantagen entstehen, betrieben mit Sklavenarbeit. Zudem wird 1853 der Somerton Station eröffnet. Somertons Anschluss an die Eisenbahn lässt den Baumwoll- und Holzexport florieren, die Siedlerströme steigen. Die Familien Weston, Langford und Prescott werden dadurch zu den reichsten Grundbesitzern.
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1860 wird die Eisenbahnlinie durch Somerton verlängert – ein entscheidender Schritt, der den Ort zu einem wichtigen Umschlagplatz für Baumwolle, Getreide und Holz macht.
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Während des Bürgerkriegs (1861–1865) dient Somerton als Durchgangsstation für Konföderierten-Truppen. Einige Gebäude, darunter die alte Kirche, werden als Lazarett genutzt. Nach dem Krieg ist die Stadt wirtschaftlich erschöpft, aber die blühenden Felder geben den Bewohnern Hoffnung.

Somerton erlebt eine kulturelle Blüte: Es gibt Theaterabende und Jahrmärkte und 1893 wird das Starfall Cinema eröffnet – das erste Lichtspielhaus in der Region.
Baseball kommt 1895 in die Stadt, als ein Zugarbeiter aus Mobile mit Lederhandschuh und Ball auftritt. Bis 1920 ist Baseball Volkssport in Somerton, mit drei rivalisierenden Mannschaften und regelmäßigem Gedränge auf dem alten Sandplatz am Fluss.
Die Stadt zählt zu dieser Zeit knapp 2.000 Einwohner und ist berühmt für ihre Mais-Whiskey-Produktion (legal und illegal) und ihre Jahrmärkte an der alten Bahnstation.​

Die Große Depression trifft Somerton hart. Viele Farmen werden aufgegeben.
1937 zerstört eine Frühlingsflut große Teile der Felder und Wohnhäuser in Flussnähe. Der Wiederaufbau wird von der ganzen Stadt getragen, doch das alte Armenviertel am Fluss wird nie wieder aufgebaut. Die Kirche wird auf einen Hügel verlegt.
Während des Zweiten Weltkriegs kämpfen viele junge Männer in Europa und im Pazifik. Die Rückkehrer prägen die Stadt mit neuen Ideen, bringen aber auch Schatten mit: Entfremdung, Alkoholismus, verschlossene Erinnerungen.

In den 1960ern wird Football wichtiger, aber Baseball bleibt Herz der Stadt – getragen von Familien-Traditionen, Großvätern, Picknicks und dem legendären Pitcher Ray Carter, der es fast in die Minor League schafft.
Die Rassentrennung hält sich in Schulen und Kirchen bis in die 1970er. Es ist ein Literaturlehrer namens Booker Thomas, der als Schwarzer unterrichtet und gegen Widerstand kämpft.
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Die Eisenbahn verliert an Bedeutung, bis Somerton Station 1983 stillgelegt wird, Highway 112 wird ausgebaut. Einige Jugendliche verlassen Somerton in Richtung Birmingham oder Atlanta – das erste Mal steht die Stadt vor der Frage: Was, wenn niemand zurückkommt? ​

Somerton stagniert wirtschaftlich, doch in den 2000ern kommen neue Impulse.
2007 wird das Wisteria Festival eingeführt, ein lokales Sommerfest, das jährlich Besucher aus umliegenden Countys anlockt.
Die Stadt kämpft mit Strukturwandel, aber Lebensqualität, Zusammenhalt und Nostalgie bringen neue Energie. Das Baseballteam der Somerton High School gewinnt 2018 den „State Youth Cup“, was eine neue Welle der Begeisterung auslöst.
Heute gilt Somerton als verstecktes Juwel, das Menschen anzieht, die das Echte suchen, und ein mancher kann sich nicht mehr so einfach von diesem Ort lösen ...


